Dienstag, 23. Oktober 2012

Feinste „american roots music“ aus Norwegen: Interview mit Milpond Moon




Seit Ihrem Auftritt beim berühmten Glastonbury-Festival 2004 tourt das norwegische Duo Milpond Moon aus Norwegen regelmäßig durch die USA und Europa. Kjersti Misje und Rune Hauge haben in  dieser Zeit auch zu Ihrem eigenen, unverwechselbaren Stil gefunden. Zwei Akustikgitarren samt der beindruckenden, wunderschönen Stimmen der beiden reichen zumeist  aus, um das Publikum in Begeisterung zu versetzen. Am Programm stehen neben fein ausgesuchten Covers von Van Morrison, Joni Mitchell oder Bob Dylan auch eigenen Songs. Vor einigen Tagen haben Milpond Moon Ihr neues Album „Broke in Brooklyn“ veröffentlicht, dass sie in Washington mit Produzent Bill Wolf aufgenommen haben und in Kürze in Wien im Rahmen des „Acoustic Autumn“-Festivals live vorstellen werden.  Im Interview mit Robert Fischer erzählen Milpond Moon über die Anfänge des Duos, Ihre wichtigsten Einflüsse und die Entstehung des neuen Albums.  

Seit wann gibt es „Milpond Moon“?
Rune Hauge: Milpond Moon wurde im 2001 gegründet, ein Jahr später haben wir unsere erste CD aufgenommen. Ab 2003 sind wir dann regelmäßig auf Tour gegangen, in der ersten Zeit vor allem in England. Wir  haben dort sechs Touren absolviert, manche kleiner, manche größer. 2004 sind wir beim berühmten Glastonbury-Festival aufgetreten. Später waren wir auch öfters in den USA unterwegs, da haben wir auch in ganz kleinen Locations angefangen. 2011 waren wir zwei Mal dort, einmal im Frühling für zwei Monate und einmal im Herbst für ca 1,5 Monate.

Wie würdet ihr eure Musik genremäßig einordnen?
Rune: Na ja, es gibt diesen Begriff Americana, aber um ehrlich zu sein, verwirren mich diese ganzen verschieden Begriffe eher. Ich würde sagen wir sind von „american roots music“ beinflusst.
Kjersti: Ja, wir mögen Leute wie Bob Dylan, The Band, Tony Rice, Joni Mitchell und jede Menge andere. Sollen wir die alle aufzählen, wieviel Zeit hast du denn (schmunzelt)?

Wie habt ihr euch beide kennengelernt?
Rune: Kjersti, erzähle bitte nicht die wahre Geschichte (schmunzelt)!
Kjersti Misje: Ok. Nein, Scherz beiseite. Ich bin nach Bergen gezogen, Rune lebt dort schon seiner Geburt. Und dort gab es dieses Musik-Lokal, wo Rune regelmäßig acht Jahre lang jeden Donnerstag live aufgetreten ist. Dort habe ich Rune kennengelernt. Am Anfang unserer Beziehung hatten wir überhaupt nicht geplant, musikalisch etwas zusammen zu machen.

Rune: Kjersti kommt ja mehr vom Jazz, während ich ja eher im Folk- und Blugrass zuhause bin. Wir hätten echt im Traum nicht daran gedacht, jemals gemeinsam aufzutreten. Wir lebten schon 2-3 Jahre zusammen, als uns jemand aus Bergen fragte, ob wir gemeinsam bei einem Neil Young-tribute auftreten wollten. Wir spielten dann an diesem Abend "Going back“. Das war der erste Song, mit dem wir gemeinsam aufgetreten sind. Und da spürten wir, dass es passt und haben dann mit diesem Duo-Format weitergemacht.   
Wie entstand eure neue CD „Broke in Brooklyn“?

Kjersti: Wir haben in unserem Haus in Bergen im Keller ein kleines Studio, wo wir die Basic Tracks aufgenommen haben. Damit haben wir schon ca. 2009 angefangen. Wir sind dann mit diesen Aufnahmen in die USA, zu unserem Produzenten Bill Wolf nach Washington gefahren, um die CD fertig zu stellen. Bill Wolf ist wirklich ein legendärer Produzent, und er ist sozusagen die rechte Hand von Tony Rice. Bill hat dann noch tolle Studiomusiker wie den Geiger und Mandoline-SpielerRicky Simpkins und den Bassisten Ronny Simpinks ins Studio eingeladen, um unsere Songs zu verfeinern. Eigentlich hatten wir das gar nicht geplant, Bill hätte die cd nur mastern sollen, aber er hat sie dann auch gemischt, und wir sind sehr froh darüber. Wir haben dann sozusagen alle drei gemeinsam  „Broke in Brooklyn“  gemischt und fertiggestellt. Einer der letzten Songs für das Album war „Life is a riddle“, der ist erst vor kurzer Zeit entstanden und wir wollten ihn noch unbedingt auch auf dem Album drauf haben. Zusätzlich spielen auch noch die beiden norwegischen Musiker Ole Marius Sandberg (Kontrabass) und Øystein Fosshagen (Geide, Mandoline, Gitarre)  auf „Broke in Brooklyn“ mit.



Rune, du hast ja als Musiker in einer norwegischen TV-Doku über „roots music“ mitgewirkt, in der so berühmte Musiker wie Richard Thompson, Rick Danko und Gart Hudson von The Band, Tony Joe White oder Townes Van Zandt dabei waren. Kannst du etwas mehr darüber erzählen?
Rune: Die Serie wurde in Bergen produziert. Da war wirklich auch Richard Thompson dabei. Es war toll ihn live zu sehen. Dann hatten wir noch Garth Hudson von The Band dabei. Die Serie bestand aus zwei Teilen namens  „Roots 92“ bzw „Roots 93“ mit jeweils 5 Episoden. Es war unglaublich toll, diese legendären Musiker hautnah zu erleben. Für eine Episode habe ich Emmylou Harris interviewt, und für eine andere Townes Van Zandt. Ich bin da eigentlich nur eingesprungen, weil der Original-Interviewer krankheitshalber verhindert war. Townes spielte an diesem Abend in einem berühmten Club in bergen. Zu der Zeit gab er eigentlich nicht gerne Interviews, aber für uns hat er eine Ausnahme gemacht und kam so gegen 17h in den Club für die TV-Aufnahmen. . Das Gespräch mit ihm war dann unglaublich. Er war so ein begnadeter Storyteller. Wir waren ja nur ein kleines Team von 4-5 Leuten in dem Raum, wo das Interview stattfand, aber die waren allen von Townes´Präsenz total gebannt. Er hat eine unglaubliche Geschichte nach der anderen erzählt und später auch noch den wunderbaren Song  „If i needed you“ live gespielt, das wir dann auch in der Sendung gezeigt haben. Das war ein einmaliger Moment!

Einer meiner persönlichen Höhepunkt war, als Paul Brady seinen Song „Blue World“ in einer Solo-Version live spielte. Kjersti und ich sind ja beide große Paul Brady-Fans. Und die Performance von „Blue World“ in unserer Roots-Serie war meiner Meinung nach 10mal besser als die Studioversion. Aber es gab jede Menge solcher toller Momente. Ich hoffe, die „Roots“-Serie wird irgendwann einmal auf DVD veröffentlicht, sie hätte es sich wirklich vedient.
Wie macht ihr es beim Songwriting? Schreibt Ihr beide Songs oder nur einer aus dem Duo?

Kjersti: Nein, wir schreiben beide. Früher habe ich noch nicht so viel geschrieben, aber das wird jetzt immer mehr.
Rune: Kjersti hat super Ideen für Songs.
Kjersti: Aber manche Songs haben wir auch gemeinsam geschrieben.
Im Frühjahr ist Levon Helm von The Band verstorben. War die Musik von "The Band" auch ein wichtiger Einfluss für eure Musik?

Rune: Auf jeden Fall! Levon Helm ist einer der Gründe, warum ich überhaupt Musik mache. Die Leute von The Band – Robbie Robertson, Garth Hudson, Richard Manuel – waren ja alle tolle Songwriter. Für mich war The Band die beste Gruppe überhaupt. Deshalb ist der Tod von Levon Helm natürlich ein riesiger Verlust. Seine Musik hat uns so viele Jahre begleitet und man sieht alleine von den Facebook-Einträgen auf seiner Seite wie viele berühmte Musiker ebenfalls große Fans von Levon waren.

Kjersti: Ich kann mich noch ganz genau erinnern. Am 3. Dezember 2005 waren wir in Woodstock und nahmen wir als Zuschauer an einem der legendären „Midnight Ramble“-Konzerte im Haus von Levon Helm teil, wo es immer nur Platz für ca. 100 Gäste gab. Eine der musikalischen Gäste war Emmylou Harris. Levon war damals gesundheitlich schon etwas angeschlagen, aber als die Musik begann und er seine Mandoline in die Hand nahm, war er wieder ganz der Alte. Auch seine Stimme wurde während der Show immer besser und kräftiger, und sogar in seinem Gesichtsausdruck wirkte Levon mit Fortdauer des Konzerts wieder jünger. Diese Veränderung live mitzuerleben, war ein unglaubliches Erlebnis. Ein Freund von uns aus Norwegen, ein ausgezeichneter Violinist, der schwer erkrankte und vor ein paar Monaten leider verstorben ist, hat uns ähnliches erzählt. Jedes Mal, wenn er während seiner Erkrankung die Geige in die Hand nahm und musizierte, war es, wie wenn die Krankheit für einen Moment verschwinden würde. So ähnlich war es wahrscheinlich auch für Levon Helm.   
Danke für das Interview!

(Robert Fischer)

Konzert-Tipp: Milpond Moon kommen im Rahmen des „Acoustic Autumn“-Festivals nach Wien und werden am Fr 26.10. um 20 30h im Freihaus, Schleifmühlgasse 7, 1040 Wien auftreten. Weiters bei diesem Festival vertreten sind die Singer-Songwriter Shelley Short (USA), Darren Hanlon (AUS), Michael Weston king (UK), My Darling Clementine (UK) sowie The Balcony Players (NL). Weitere Infos zum Festival unter:    http://musikberatung.blogspot.co.at/



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